Eine große Verantwortung – Der Holocaust-Gedenktag am GymHim

Der Holocaust in all seinem Grauen ist ein schwieriges Thema und eine große Verantwortung – auch für Lehrer, die sich überlegen müssen, wie sie dieses grausame Verbrechen ihren Schülern im Unterricht nahe bringen.

Umso bemerkenswerter war deshalb das Projekt, dem sich der Geschichte-Leistungskurs 12B1 von Herrn Kruse am Gymnasium Himmelsthür verschrieben hatte. Am „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ übernahmen sie den Geschichte-Unterricht für alle 7. und 9. Klassen der Schule. Schüler unterrichteten Schüler.

Auf einem Rundgang in der Turnhalle wurden die jüngeren Schüler mit verschiedenen Facetten dieser dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte konfrontiert. Wie furchtbar muss es sein, wenn man nach willkürlichen Eigenschaften in Gruppen eingeteilt bzw. „aussortiert“ wird? Welche Gegenstände nimmt man mit, wenn man plötzlich nachts sein Zuhause verlassen muss und nur einen Koffer mitnehmen darf? Wie beängstigend fühlt sich ein Transport in einem dunklen Eisenbahnwaggon an, wenn man das Ziel nicht kennt und nicht einmal eine Toilette zur Verfügung hat? Solche Gefühle – zumindest im Ansatz – erlebten die jüngeren Schüler hautnah.

An der letzten Station des Rundgang folgt dann die Rückkehr ins Hier und Heute. Der Oberstufenschüler Aria Dadaei erklärt seinen jüngeren Mitschülern: „Natürlich ist es schlimm, was in Deutschland passiert ist, aber euch heutetrifft daran keine Schuld. Ihr habt noch nicht gelebt, Eure Eltern haben noch nicht gelebt, also könnt Ihr auch keine Schuld haben. Aber wir uns über Deutschlands gute Seiten freuen, zum Beispiel wenn Deutschland im Fußball etwas gewinnt, dann müssen wir auch akzeptieren, dass die schlimmen und dunklen Seiten auch zu Deutschland gehören.“ Auch darauf, dass man als junger Deutscher im Ausland bis heute auf die Nazi-Vergangenheit angesprochen wird, bereitet er seine Mitschüler vor. Ein Schlussstrich sei genau der falsche Weg.

Die Reaktionen der Mittelstufen-Schüler gaben dem Konzept recht. Andächtig und interessiert folgten die Allermeisten den Ausführungen. Immer wieder war ein leises Kopfschütteln zu sehen, vereinzelt beklemmte Kommentare und im Anschluss viel Lob für die älteren Kollegen.

Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte in der Gedenkveranstaltung in Bundestag: „Für die Verbrechen der NS-Zeit sind die Nachgeborenen nicht verantwortlich, für den Umgang damit schon.“ Diesem gesellschaftlichen Auftrag ist der Geschichte-Kurs nachdrücklich und mit Bravour nachgekommen.

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Fotos:© Buttler