Annika Zuske auf dem Weg zur Schriftstellerin

Vor Kurzem wurde in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung darüber berichtet, dass sich unsere Schülerin Annika Zuske für einen renomierten Literaturpreis für Nachwuchsschriftsteller*innen qualifiziert hat. Annika schreibt schon viele Jahre lang Geschichten, und schon bald könnte ihr erstes Buch in den Buchhandlungen stehen. Wir haben unsere Nachwuchsautorin interviewt.

AnnikaZ 01Interviewer: Annika, bitte stell dich doch einmal kurz vor!

Annika: Ich bin Annika Zuske, werde dieses Jahr 17 und gehe in den elften Jahrgang hier am GymHim. Seit einigen Jahren habe ich jetzt schon sehr viel Spaß am kreativen Schreiben gefunden.

I.: Du hast vor Kurzem einen Literaturpreis gewonnen. Was kann man darunter verstehen?

Annika: Ich wurde für den „THEO“ nominiert. Das ist der „Berlin-Brandenburgische Preis für junge Literatur“. Um die 600 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland haben dieses Jahr einen Text dort eingereicht. Dabei gab es die unterschiedlichsten Beiträge, auch auf verschiedenen Sprachen: Kurzgeschichten, Gedichte, Märchen usw. Die Texte wurden von einer Vorjury und anschließend einer Hauptjury gelesen und bewertet, bis 15 Teilnehmer*innen als Gewinner*innen ausgewählt waren.

I.: Hast du schon Texte veröffentlicht, kann man Bücher von dir kaufen? Wie kann man eigentlich eigene Texte veröffentlichen?

Annika: Ja, Texte veröffentlicht habe ich schon, aber noch kein ganzes Buch. Daran arbeite ich schon. Irgendwann steht mein erster Roman in einer Buchhandlung, aber bis dahin wird es noch viel Arbeit geben. - Man kann eigene Texte auf ganz unterschiedlichen Wegen veröffentlichen. Wenn man nicht gleich ein ganzes Buch schreiben will, empfiehlt es sich, im Internet auf Autorenwebsites wie Wattpad oder Belletristica herumzustreunen. Da findet man oft nicht nur die Möglichkeit, zu schreiben und zu veröffentlichen, sondern auch Feedback von anderen Autoren zu bekommen. Größere Veröffentlichungen gehen zum Beispiel entweder über das so genannte „Selfpublishing“ oder man wendet sich an einen Verlag oder eine Literaturagentur. Um das Richtige für einen selbst zu finden, lohnt sich eine Recherche sehr.

I.: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Hat dich etwa ein*e Deutschlehrer*in inspiriert?

Annika: Ich habe in der vierten oder fünften Klasse angefangen das Schreiben als Freizeitbeschäftigung zu sehen. Ich hatte einige schöne Bücher gelesen und den Wunsch, selbst etwas Neues zu schaffen. […] Meine Eltern und Freunde haben mich darin bestärkt, Autorin werden zu wollen.

I.: „Schreiben? Das ist doch kein Hobby. Schreiben ist doch wie Hausaufgaben…“ - Was entgegnest du solchen Äußerungen? Was bedeutet Schreiben für dich?

Annika: Schreiben ist ein Hobby, wenn man Spaß daran hat. Das ist genau so wie mit jedem anderen Hobby. Der eine wird gerne kreativ, der nächste findet Kunstunterricht nur anstrengend und käme in seiner Freizeit nie auf die Idee, etwas zu zeichnen oder zu basteln. Es ist natürlich nicht schön, auf Unverständnis zu stoßen, aber man muss sich an die eigene Nase fassen: Ich kann zum Beispiel absolut nichts mit Golf oder LKW-Simulatoren anfangen, dabei haben sehr viele [Jugendliche] Spaß daran. Schreiben ist einfach etwas, das ich unglaublich gerne tue. Hinzu kommt die Gemeinschaft auf der Autorenplattform, auf der ich unterwegs bin. Man findet „seine Leute“. Und das motiviert.

I. : Wenn du eine Geschichte oder vielleicht sogar einen ganzen Roman planst, wie gehst du vor? Schreibst du einfach drauf los? Musst du vorher recherchieren und einen ausführlichen Schreibplan erstellen?

Annika: Manche unterscheiden richtig zwischen den „Discovery“-Schreibern, die einfach drauflos arbeiten, und den „Plottern“, die jede einzelne Szene und jeden Charakter und überhaupt alles bis ins Detail planen oder durchdenken. Aber ich stecke mich ungern in die eine oder andere Schublade. Ich tendiere wohl eher zum „Drauflosschreiben“, aber bei einem größeren Projekt kommt man nicht allzu weit, wenn man nicht plant. Das habe ich ausprobiert und es war ... eindrucksvoll. Ich plane also. Mal mehr, mal weniger ausführlich. Recherche ist für mich persönlich aber immer sehr wichtig, egal, wie viel ich zum Rest plane. Die Recherche hilft mir zum Beispiel dabei, Themen glaubwürdig darzustellen.

I.: Wie motivierst du dich, wenn du mal nicht vorankommst? Hast du auch schon mal Projekte abgebrochen?

Annika: Das, was mich am besten motiviert, ist an einem Projekt zu arbeiten, das mir am Herzen liegt. Auch die Community auf den oben erwähnten Plattformen kann sehr motivieren. Einige Projekte habe ich trotzdem schon auf Eis gelegt. Sie gefielen mir beim Ausarbeiten nicht mehr so gut. Die Grundideen finde ich aber immer noch toll. Bei Gelegenheit bekommen sie eine zweite Chance.

I.: Zurück zu dem Schreibwettbewerb. Wie geht es jetzt weiter?

AnnikaZ 04Annika: Ende April war die Preisverleihung in Potsdam, die Aufzeichnungen kann man auf der Website vom „THEO“ finden. Dort haben wir Nominierten unsere Texte, teils in gekürzter Fassung, vor Publikum vorgelesen. Es gibt jetzt auch einen „Reader“, das ist die Anthologie, in der alle Texte in voller Länge abgedruckt sind. In den nächsten Wochen fahre ich nach Köln, weil „Die Sendung mit der Maus zu Hören“ vom WDR meine Geschichte vertonen möchte. Da freue ich mich schon sehr drauf, denn ich kann selbst mitwirken und lese im Studio die Geschichte ein.

I.: Kreativ zu schreiben, also Geschichten zu schreiben, findet ja auch im Deutsch- oder Englischunterricht statt. Gibt es etwas, was du dir beim Thema „Schreiben“ von deiner Schule wünschen würdest?

Annika: Ich weiß, dass es vielen nicht so geht, aber ich hätte gerne mehr über das Schreiben selbst gelernt. Schreiben und Arbeit am Text verschiedener Autoren gibt es ständig, aber viel seltener wird geübt, selbst kreativ zu schreiben. Oder man bewegt sich in den Mauern von Textsorten und Vorgaben, die erfüllt werden müssen und kann sich nur bedingt ausprobieren. Natürlich ist nicht jeder Unterricht da gleich und oft fehlt auch einfach die Zeit für solche Exkurse, aber ich habe mir, vor allem, als ich jünger war, oft eine AG dafür gewünscht. Sonst lernt man wo anders oder gar nicht: wie genau ist ein Roman eigentlich aufgebaut? Was bedeutet „Plot“? Wie schreibt man in Genres oder Subgenres? Warum ist uns der Bösewicht in Filmen und Büchern oft sympathisch? Was ist eine Heldenreise? Und, und, und, …

I.: Hast du Kontakt zu anderen Autor*innen? Dürfen sich interessierte Nachwuchsautor*innen an dich wenden, wenn sie Fragen haben?

Annika: Ich habe über die Autorenplattformen eine Menge Autor*innen kennengelernt, mit denen ich immer wieder in regem Austausch bin. Und ich zähle auch „echte“ Autorenkontakte, mit denen ich mich persönlich treffe zu meinen Freunden. Davon die Mehrheit sogar in meinem Alter. Ich freue mich, wenn junge „Schreiberlinge“ (wie wir uns manchmal nennen) auf mich zukommen und bin für Fragen offen.

I.: Vielen Dank für deine Antworten und alles Gute für deine schriftstellerische Zukunft!

Annika: Dankeschön! Tschüss :)

 

Das Interview mit Annika führte Herr Hübner im Mai 2022.

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