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 Ein Teich in der Schule? - Ja bitte!

Teiche sind gut abgrenzbare und damit überschaubare Ökosysteme, die im Biologieunterricht vielfältig genutzt werden können. Sie ermöglichen die Freilandarbeit ohne lange Anfahrtswege und bieten Möglichkeiten zur originalen Begegnung und zum Entdecken.  An ihnen kann das genaue Beobachten und Beschreiben geschult werden. Mit Hilfe der Pflanzen kann ein einfacher Bestimmungsschlüssel erstellt und der Umgang mit Bestimmungsliteratur geübt werden. An Teichen kann exemplarisch der Aufbau und die Wechselwirkungen in einem Ökosystem untersucht werden. Die Pflanzen der verschiedenen Teichzonen zeigen besonderst deutlich die Angepasstheit  an die verschiedenen Umweltfaktoren. Planktonproben können entnommen und im Ökologiekurs der Oberstufe kann die Gewässergüte mit Hilfe von biologischen und physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden ermittelt werden. Kleingewässer bieten mehreren Hundert einheimischen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum. Dieser Lebensraum hat sich in der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren um ca. 90 % verringert, sodass viele Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Ein zusätzliches Problem ist die wachsende Entfernung zwischen den verbliebenen Teichen, wodurch die Pflanzen- und Tierarten voneinander isoliert werden. Naturnah angelegten Gartenteichen kommt in diesem Zusammenhang die wichtige Aufgabe zu, Kleingewässer zu vernetzen, wodurch die Gefahr der Inzucht in den einzelnen Gewässern verringert wird. Ein Schulteich sollte deshalb Schüler und vor allem deren Eltern dazu anregen, statt eines monotonen Zierrasens einen naturnah gestalteten Teich anzulegen.

 

Unsere Empfehlung zum Bau eines naturnahen Teiches

Beim Studium der Teichliteratur findet man eine Vielzahl von Bauanleitungen. Unser Schulteich ist nach der Bauanleitung in dem empfehlenswerten Buch "Beispielhafte Gartenteiche" erstellt worden.

Die Teichgröße

Größere Teiche brauchen weniger Pflege (weniger Schlammbildung), der Uferbereich kann abwechslungsreicher gestaltet werden und die freie Wasserfläche, die das Aussehen des Teiches stark beeinflusst, nimmt überproportional zu. So beträgt bei einer Foliengröße von 30 m2 die freie Wasserfläche nur 8 m2. Bei einer Foliengröße von 50 m2 beträgt die freie Wasserfläche bereits 20 m2 und es kann eine Wassertiefe von 1 m erreicht werden. Diese Tiefe ist mindestens erforderlich, damit der Teich im Winter nicht bis zum Grund ausfriert und Tiere in ihm überwintern können. Bei der Neuanlage von Schulteichen sollte jedoch eine Fläche von 100 m2 und mehr angestrebt werden.

Für den Schulteich am Gymnasium Himmelsthür wurde eine Folie von 170m2 Größe verarbeitet. Die Folie ist 17 m lang und an der breitesten Stelle 10,9 m breit gewesen. Die Außenmaße des fertigen Teiches betragen ca. 14 m x 8 m. Die Wassertiefe erreicht an der tiefsten Stelle ca. 1,2 m.

Bauanleitung

Der oben abgebildete Querschnitt zeigt den Aufbau unseres naturnah gestalteten Teiches und gibt wichtige Hinweise zum Bau eines pflegeleichten Teiches.

Folgende Hinweise sollten unbedingt beachtet werden:

Im Teich darf nur nährstoffarmer Boden (kein Mutterboden!) eingebracht werden! Dadurch bleibt das Wasser klar und algenfrei. Der Teich verschlammt nicht zu schnell und die Vegetation ist vielfältiger. Neben Sand sollte ca. 30% Lehmboden eingefüllt werden, da der Lehm Nährstoffe bindet und nur langsam den Pflanzen zur Verfügung stellt. Eine reichhaltige Bepflanzung mit Unterwasserpflanzen konkurriert mit den Algen um Nährstoffe und sorgt für klares Wasser.

Der Uferwall ist einige Zentimeter höher als der umgebende Ringgraben. So wird ein Nährstoffeintrag von außen in den Teich verhindert. Das Substrat auf dem Uferwall schützt die Folie vor der Zerstörung durch die UV-Strahlen der Sonne und durch das Eis im Winter.

Saugsperre: Die Folie am Ende des Ringgrabens einige Zentimeter oberhalb des Erdbodens abschneiden und eventuell durch eine Steinkante vor dem Überwachsen schützen. Ohne Saugsperre verlieren größere Teiche bis zu 1 m³ Wasser pro Tag! Mit Saugsperre werden die Wasserverluste während des Sommers (Verdunstung) in der kälteren Jahreszeit durch Regen und Schnee wieder ausgeglichen. Der Ringgraben sollte mit Mutterboden befüllt werden. Dort können dann Pflanzen wachsen, die einen hohen Nährstoffgehalt und Feuchtigkeit benötigen.

Die meisten Pflanzen wachsen im Bereich der 1. Pflanzterrasse. Die Breite und Gestalt dieser Pflanzterrasse bestimmt daher das spätere Aussehen des Teiches. Die Breite der 1. Pflanzterrasse sollte 20 bis 25 cm nicht unterschreiten (Substrat rutscht sonst vom Uferwall), i.d.R. 50 cm breit sein und an mindestens einer Stelle 1-2 m Breite aufweisen (Deckung für Tiere).

Eine freie Wasserfläche bleibt nur erhalten, wenn sich Schilf und Rohrkolben nicht über die Pflanzterrassen ausbreiten können. Dies gelingt durch ein Böschungsgefälle von 35°-40° zu dem tieferen Bereich des Teiches. In kleineren Teichen sollten Schilf und Rohrkolben nicht angepflanzt werden.

Bäume und Sträucher sollten nicht in der Nähe des Teiches stehen. Teichpflanzen benötigen mindestens 6 Stunden direktes Sonnenlicht und durch den Laubfall gelangen im Herbst viel zu viele Nährstoffe in den Teich. Dies führt zu starkem Algenwachstum und zur Schlammbildung.

Keine Fische im pflegeleichten, naturnahen Teich! Fische fressen die Unterwasserpflanzen, Insekten, den Laich der Amphibien und wühlen den Schlamm auf. Durch den Schlamm und durch Algen, die sich ohne die Konkurrenz der Pflanzen massenhaft entwickeln, wird das Wasser trübe. Frösche und Molche können sich kaum vermehren. 

Zum Anfang

Der Teich entsteht

 

1992: Durch einen Bagger ist der Teich in seinen groben Umrissen ausgehoben und in über 200 Arbeitsstunden durch Lehrer in seine endgültige Form gebracht worden. Dazu sind ca. 15 m³ steiniger Boden in mühevoller Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel ausgehoben und ca. 11 m³ Sand  unter und über einem Teich-Vlies verteilt worden. Nun wird die 350 kg schwere Folie in den Teich gebracht.
Das linke Bild zeigt die tiefste Stelle des Teiches und die 2. Pflanzebene.

Auf dem rechten Bild ist zu sehen, dass der Ringgraben noch nicht angelegt ist. Der Saugsperregraben wird erst einige Tage nach dem Befüllen des Teiches erstellt, nachdem sich die Folie unter dem Druck des Wassers gesetzt hat.

Die Folie liegt im Teich. Nun werden 3-5 cm  Sand - Lehm - Gemisch auf den Teichboden gefüllt. Das Substrat auf der 1. und 2. Pflanz- terrasse wird erst eingebracht, wenn der Wasserspiegel beim Füllen des Teiches die jeweilige Terrasse erreicht hat, da sich die Folie  durch den Wasserdruck setzt. Auf die Pflanzterrassen werden 10 cm Sand - Lehm - Gemisch gefüllt. Beim Einlassen des Wassers wird davon ein Teil auf die Hangbereiche im Teich geschwemmt. Diese dünne Substratschicht schützt die Folie vor der UV - Strahlung.

Teichbepflanzung

Die natürliche Besiedlung mit Pflanzen dauert mehrere Jahre. Wir haben uns deshalb entschlossen, den Teich mit einem Pflanzensortiment (125 Teichpflanzen, 45 Arten, 5 Tüten Teichufersaatgut) zu bepflanzen. Wie das Bild links zeigt, war von den vielen Pflanzen am Anfang wenig zu sehen. Zusätzlich wurden die Pflanzen durch Enten und Schnecken in Mitleidenschaft gezogen.

Auch ein Jahr später war der Pflanzenwuchs noch nicht besonders üppig. 

Auf dem linken Bild sieht man im Hintergrund den breiten Saugsperre- graben, der dort ca. 1m breit und 1m tief ist.

Dahinter befindet sich ein Lesesteinhaufen aus Kalksteinen, die beim Bau der Trockenmauer übrig geblieben waren. Sie sind locker aufgeschichtet und sollen als Verstecke für Amphibien dienen.

Nach 2 Jahren ist der Saugsperregraben bereits dicht bewachsen (Bild links), der Bewuchs im Teich ist noch recht kümmerlich (nährstoffarmer Boden).

8 Jahre nach der Bepflanzung ist der Teich dicht bewachsen (Bild rechts). Rohrkolben und Kalmus haben sich stark ausgebreitet. Die freie Wasserfläche ist durch die Teichrose und schwimmendes Laichkraut bedeckt. Die Artenvielfalt ist geringer geworden.

Ein Steg (im Rahmen einiger Umwelttage von Schülern gebaut) ermöglicht die Probenentnahme an der tiefsten Stelle des Teiches.

Tierwelt

Der Teich ist bereits im Jahr der Fertigstellung von Fröschen besiedelt worden. Heute leben viele Frösche, Molche, Wasserschnecken und Wasserinsekten wie Wasserläufer und Libellen im Teich.  Zur Paarungszeit ist die Lautstärke des Froschkonzerts schon einmal so groß, dass die Fenster der angrenzenden Klassenräume während der Unterrichtszeit geschlossen gehalten werden müssen.

 

 

 

 

Pflege

Unser Teich benötigt derzeit kaum Pflege. Fadenalgen bilden sich nur im zeitigen Frühjahr in geringen Mengen und verschwinden, wenn die Teichpflanzen mit dem Wachstum beginnen. Im Herbst werden im Rahmen eines Umwelttages mit einigen Schülern unter Anleitung durch Lehrer Pflegearbeiten im Biotop vorgenommen. Dabei werden abgestorbene Pflanzenteile sowie Weiden und Erlen, die sich regelmäßig im Teich ansiedeln,  entfernt.

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Teichpflanzen zur Erstbepflanzung

Unterwasserpflanzen Schwimmblattpflanzen Flachwasser-Bereich Feuchtzone
Hornblatt (Ceratophyllum spec.) Krebsschere (Stratiotes aloides) Bachbunge (Veronica beccabunga) Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Glänzendes Laichkraut (Potamogeton lucens) Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans) Berle (Berula erecta) Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara)
Krauses Laichkraut (Potamogeton crespus) Seekanne (Nymphoides peltata) Blau-Binse (Juncus glaucus) Bach-Nelkenwurz (Geum rivale)
Tausendblatt (Myriophyllum spec.) Seerose (Nymphaea spec.) Flatter-Binse (Juncus effusus) Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
Wasser-Feder (Hottonia palustris) Tannenwedel (Hippuris vulgaris) Teich-Binse (Scirpus lacustris) Sumpf Scharfgarbe (Achillea ptarmica)
Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) Wasser-Knöterich (Polygonum amphibium) Blutweiderich (Lythrum salicaria) Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum)
Wasserpest (Elodea canadensis)   Brunnenkresse (Nasturtium officinale) Wiesen-Iris (Iris sibirica)
    Fieberklee (Menyanthes trifoliata) Großer Schwaden (Glyceria maxima)
    Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) Himmelsleiter (Polemonium coeruleum)
    Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora)  
    Kalmus (Acorus calamus)  
    Ästiger- Igelkolben (Sparganium erectum)  
    Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia)  
    Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia)  
    Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia)  
    Zwerg-Rohrkolben (Typha minima)  
    Schilf (Phragmites australis)  
    Schwanenblume (Butomus umbellatus)  
    Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus)  
    Seggen (Carex spec.)  
    Sumpf-Calla (Calla palustris)  
    Sumpfdotterblume (Caltha palustris)  
    Sumpf-Vergißmeinicht (Myosotis palustris)  
    Wasserminze (Mentha aquatica)  
    Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua)  

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Literatur, Bezugsquellen und Links

Jorek, Norbert: Beispielhafte Gartenteiche, Das Handbuch für Planung, Gestaltung, Pflege. Verlag Natur und Garten, Saerbeck. 10. aktualisierte Neu-Auflage, 15 x 21 cm, 172 Seiten, über 300 Farb- und SW-Fotos und Zeichnungen, viele praktische Tipps und Anregungen, € 10,80. 

www.naturagart.de

Spezial-Garten-Versender mit umfangreichem Angebot zum Teichbau (Planung, Bauanleitung, Baubetreuung). Diese Firma lieferte unser Teichpflanzensortiment.

http://www.hydro-kosmos.de/inhalt.htm

Homepage mit umfangreichen Informationen, Bildern, Videos, Literaturhinweisen und Links zum Thema Teiche

Herr Günter H. Stanjek hat in seiner Homepage die Entwicklung seines Gartenteiches und die dort im Laufe der Zeit vorkommenden Tier- und Pflanzenarten dokumentiert. Anschauen lohnt sich nicht nur, sondern ist eigentlich ein "Muss" für jeden, der sich für die Kleingewässer und ihr "Innenleben" interessiert.